Sturzprophylaxe

Das Risiko, im Alter zu stürzen, und sich dabei zu verletzen, ist gegenüber dem Risiko jüngerer Menschen deutlich erhöht. 30 % der über 65-jährigen stürzen mindestens einmal im Jahr. Sturzprophylaxe muss daher eine wichtige Aufgabe aller an der Versorgung ältere Menschen Beteiligter sein – Angehöriger, Pflegekräfte, Therapeuten, Ärzte.

Um das Sturzrisiko ein bisschen besser einschätzen zu können und entsprechend auch vorbeugend tätig werden zu können – schließlich ist jeder vermiedene Sturz ein Verletzungsrisiko weniger – ist von der Bundesinitiative Sturzprävention (BIS) ein Prozess definiert worden, der gewissermaßen in Stufen die Risikoeinschätzung ermöglicht.

Die erste Stufe ist eine Klärung der subjektiven Faktoren „Unsicherheit“ und „Sturzanamnese“. Das erfolgt durch drei Schlüsselfragen, die von der BIS definiert wurden:

– Sind Sie in den letzten zwölf Monaten gestürzt oder gefallen?
– Fühlen Sie sich beim Stehen oder beim Gehen unsicher?
– Haben Sie Bedenken, zu stürzen oder zu fallen?

Wenn mindestens eine dieser Schlüsselfragen mit Ja beantwortet wurde, sollte unbedingt eine objektive Bewertung des Sturzrisikos erfolgen.

Objektive Bewertung

Die objektive Bewertung erfolgt durch eine Einschätzung von Gang, Gangbild und Mobilität. Hierzu wird empfohlen entweder die Ganggeschwindigkeit zu messen oder den timed up and go -Test (TUG) zu nutzen. Wer hatte von größer 15 Sekunden beim TUG oder weniger als 0,8 m/s beim messen der Ganggeschwindigkeit gelten als auffällig, 12-15 Sekunden beim TUG und 1,2-0,8 m/s bei der Ganggeschwindigkeit als Schwellenwert. Die Ganggeschwindigkeit wird erhoben, indem 4 m Gehstrecke „so zügig wie möglich“ aus dem Stand ohne Abbremsphase mit einer Stoppuhr gemessen werden. Beim TUG werden 3 m in einem selbstgewählten Tempo inklusive dem Aufstehen aus einer bequem-aufrechten sitzenden Position gemessen. Durch Ärzte / Physiotherapeuten kann dann bei bereits erfolgtem Sturz der Schweregrad des Sturzes definiert werden anhand von 5 Aspekten

- Sturzbedingte Verletzung
- Vorübergehende Bewusstlosigkeit bei/nach dem Sturz
- ≥2 Stürze in den letzten 12 Monaten
- Gebrechlichkeit
- Liegezeit von ≥1 Stunde auf dem Boden

Es ergibt sich daraus die folgende Screening-Einschätzung (siehe Tabelle)

Was kann man machen?

Intervention hat sich als hilfreich erwiesen. Hier bieten sich gesundheitsfördernde körperliche Aktivierungen im Sinne einer Präventions Maßnahme an, darüber hinaus sollte bei stürzen aber auch Bewegungstraining und Aktivierungstraining mit einem Schwerpunkt auf Gleichgewicht und funktionelle Übungen, zum Beispiel Sitz-Stand-Transfer, Stepping, elektrische Rüttelplatte, aber auch aktive sportliche Betätigungen wie Krafttraining oder einfache Gleichgewichts- und Aktivübungen (z.B. Tai-Chi) sind in ihrer positiven Wirkung belegt.

Natürlich ist es sinnvoll, bei erhöhtem Sturzrisiko aber auch bei der Idee einer vorbeugenden Maßnahme die einzelnen Aspekte und Faktoren, die letztlich dazu beitragen, dass das Sturzrisiko steigt, in einem Assessment regelmäßig zu erfassen und gegebenenfalls die Versorgung des älteren Menschen zu optimieren.  

Literatur zum Nachlesen

  • Montero-Odasso MM, et al.; Task Force on Global Guidelines for Falls in Older Adults. Evaluation of Clinical Practice Guidelines on Fall Prevention and Management for Older Adults: A Systematic Review. JAMA Netw Open. 2021 Dec 1;4(12):e2138911
  • Podsiadlo D, Richardson S. The timed "Up & Go": a test of basic functional mobility for frail elderly persons. J Am Geriatr Soc. 1991 Feb;39(2):142-8.
  • Jansen CP, et al.; die Bundesinitiative Sturzprävention. Empfehlungspapier für das körperliche Gruppentraining zur Sturzprävention bei älteren, zu Hause lebenden Menschen : Aktualisierung des Empfehlungspapiers der Bundesinitiative Sturzprävention von 2009. Z Gerontol Geriatr. 2021 May;54(3):229-239.
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